Trauma Therapie
Inhalt:
Die Therapie des Entwicklungstraumata
Zuerst einmal ein paar Gedanken darüber, was Psychotherapie eigentlich ist.
Letztlich dreht es sich bei allen Therapieformen um die Frage: Was ist real. Also darum, von einer subjektiven Sichtweise dessen was ist, zu einer mehr realen Sicht dessen was jetzt ist ist zu kommen.
Ich möchte hier von Entwicklungstrauma schreiben, nicht vom Akuttrauma. Diese beiden Störungen unterscheiden sich in ihrer Entstehung und Therapie.
Die meisten Menschen sind sich nicht bewußt, das sie unter einem Entwicklungstrauma leiden. Der Grund dafür ist recht einfach, aber schwerwiegend: Die traumatischen Erlebnisse und die dazugehörigen Gefühle wurden verdrängt ins Unterbewusste. Dies ist eigentlich eine tolle Serviceleistung unserer Psyche. Sie schützt uns dadurch vor der Überflutung mit negativen Reizen.
Auf der anderen Seite hat dies einen gravierenden Nachteil: Die verdrängten, nicht mehr bewußten Erfahrungen und Gefühle zeigen sich in negativen Glaubenssätzen und Überzeugungen: Ich bin nicht Liebenswert, ich kann nichts, ich kann mich auf niemanden verlassen, ich traue keinem, Schwäche zeige ich nicht… die Liste ist endlos.
Die Therapie eines Entwicklungstrauma gilt als schwierig und viele Therapeuten scheuen davor zurück. Als grober, unvollständiger Überblick wären hier zu nennen:
Somatic Experience von Peter Levine
Focusing von Eugene T. Gendlin
Trauma Therapie NARM von Dr. Laurence Heller
Pesso-Therapie von Albert Pesso und seiner Frau Diane Boyden-Pesso
Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie (PITT)
Gestalttherapie von Fritz und Laura Perls
Psychodrama von Iacov Levi Moreno
Weiterführen Links: Methoden der Traumatherapie
Grundsätzliches
Die therapeutische Herangehensweise ist prinzipiell sehr unterschiedlich. Die wohl bekanntesten und am weitesten verbreiteten Therapien sind die Verhaltenstherapie und die Gesprächstherapie. Leider helfen sie bei Traumata eigentlich nicht und die Verhaltenstherapie ist eher als schädlich bei Traumata zu bewerten.
Von den Krankenkassen bezahlt werden:
- tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- Verhaltenstherapie
- analytische Psychotherapie („Psychoanalyse“)
Verhaltenstherapie zielt auf die Veränderung schädlicher Verhaltensweisen ab. Wenn ich aber daran arbeite, mein Verhalten zu ändern ohne die Ursachen für mein Verhalten zu beleuchten, ist das nicht hilfreich. Viele Verhaltensweisen wie Drogenkonsum sind ja eine Art Selbstmedikation, weil ich ansonsten z.B. meine verdrängten Ängste nicht ertragen könnte.
In der Gesprächstherapie nach Carl R. Rogers geht es darum, sich selbst besser kennenzulernen, problematische Denkmuster aufzudecken und dadurch weiterzuentwickeln. Im Gegensatz zu anderen Therapieformen konzentriert sich die Gesprächstherapie nicht auf die Probleme des Patienten, sondern auf das Entwicklungspotenzial der Person im Hier und Jetzt (Zitat Netdoktor). Das ist für viele psychische Probleme hilfreich, für traumabelastete Menschen aber sicher nicht sehr hilfreich. Denn die Problematik besteht ja gerade darin, das die Traumabelastung verdrängt wurde und nicht aufgearbeitet ist.
Viele hilfreiche Therapieformen arbeiten mit einer mehr oder weniger sanften Konfrontation oder Bewußtwerdung mit der/den traumatischen Situationen und den begleitenden Gefühlen, was aus meiner Sicht die effektivste Herangehensweise ist.
Die meisten Therapieformen sind sich allerdings einig in den Punkten, das:
- Die traumatische Erfahrung erst einmal erinnert werden muß, als solche erkannt werden muß um einen Zugang zum Trauma zu finden.
- Die Verbindung vom Erlebten zu den dazugehörigen verdrängten Gefühlen hergestellt werden muß.
- Diese Gefühle erneut als erwachsene Person durchlebt werden und ein neuer Kontext verankert wird.
Diesen Prozess kann man gewiss als immer schmerzhaft bezeichnen. Das Erlebte als Kind war schmerzhaft (traumatisch) und die Aufarbeitung wird es ebenso sein. Deshalb scheuen viele Menschen eine Traumatherapie, wenn sie sich dessen bewußt sind.
Inwieweit halte ich es aus oder ist es sinnvoll, ein Trauma zu erinnern?
„In manchen Fällen, etwa bei schwerster frühkindlicher Bedrohung und Traumatisierung, war es überlebenswichtig, Gefühle gleichsam abzuspalten, mit anderen Worten, nichts mehr zu fühlen; ansonsten wäre der Betroffene am Ausmaß der Affekte zugrunde gegangen. Einem solchen Menschen kann man kaum empfehlen, den Kontakt mit seinen Gefühlen wieder zu suchen…..() sie benötigen Menschen, die stellvertretend für sie fühlen und ihre Handlungen regulieren.“
Dies wird jeder für sich selber, am besten mit einem guten Traumatherapeuten herausfinden müssen. Die Frage, was kann und will ich mir ansehen und fühlen, ist eine sehr individuelle, die abhängig von der schwere des Erlebten ist, sowie meiner aktuellen Konstitution. Therapie erfordert auch immer eine Bereitschaft sich auseinanderzusetzen und an sich zu Arbeiten. Diese Bereitschaft kann mir keiner abnehmen und der Therapeut ist immer nur ein Helfer auf meinem Weg.
Traumatherapeutische Probleme
Der traunatherapeutische Prozess bedeutet, mir meiner traumatischen Vergangenheit bewußt zu werden, Abwehrmuster zu durchschauen und zu durchbrechen, eine realistischere Sicht auf mich zu bekommen und neue Verhaltensweisen einzuüben. Das kann für Klient und Therapeut eine große Herausforderung sein.
Dami Charf, eine Therapeutin, schreibt hierzu:
Die therapeutische Arbeit mit Traumata und Bindungsverletzungen gehört zu den schwierigsten Aufgaben, die uns begegnen können. Denn der Klient hat hier praktisch gar keinen Halt mehr, vor allem wenn er sowohl an Schocktraumata als auch an einem Entwicklungstrauma leidet. Die frühen Verletzungen, welche das Entwicklungstrauma auslösten, geben ihm ein grundsätzliches Gefühl von Unsicherheit in der Welt und die Selbstregulationsfähigkeit wird gravierend herabsetzt.
Zum Abschluss ein, wie ich finde ganz wunderbares Video von Dami:
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