Narzissmus: Männer – Frauen
Geschlechterverteilung bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Man liest ja gern, das es mehr männliche Narzissten als weibliche Narzissten gibt. Hier wird ein Verhältnis von 70% zu 30% angegeben.
Aber was sollte der Grund dafür sein? Da Narzissmus in der Kindheit durch negative Einflüsse auf die Psyche des Kindes entsteht (Traumatisierung), ist eine gleiche Verteilung zu erwarten. Jungen wie Mädchen sind idr. den gleichen traumatisierenden Einflüssen ausgesetzt.
So müssten Mädchen diesen Einflüssen gegenüber resilienter sein! Meine Praxis hat gezeigt, das dies nicht so ist.
Aufgrund der unterschiedlichen Sozialisierung von Jungen und Mädchen ist es aber so, das Jungen meistens offensivere Symptome zeigen. Hier zeigt sich meist das klassische Bild des „grandiosen Narzissten“. Weiblicher Narzissmus ist generell viel schwerer zu diagnostizieren, da Mädchen gelernt haben, sich mehr zurückzuhalten.
Selbst nach langer Erfahrung im Umgang mit Narzissten, ist es viel schwerer, narzisstische Frauen als solche zu erkennen. Es gibt auch Frauen, die einen typisch männlichen Narzissmus ausgeprägt haben, der typisch weibliche Narzissmus versteckt sich aber unter einer „Liebesbedürftigkeit“ die letztlich nichts mit Liebe zu tun hat.
Das Bedürfnis ist, so viel Aufmerksamkeit wie irgend möglich zu generieren, durch den Kontakt zu möglichst vielen Partnern, weibliche Narzissten sind sehr promiskuitiv. Letztlich ist es aber die selbe Störung wie bei Männern: Bindungsunfähigkeit, fremdgehen, mangelde Empathie und Mitgefühl.
Hintergrund
Da weibliche Narzissten aber ebensoviel Leid in die Welt bringen, wie ihre männlichen Pendante, stellt sich die Frage, warum liest man selbst von ausgewiesenen „Profis“ oft die Aussage: Narzissmus ist eine typisch männliche Störung?
Narziss war ein Mann und die Narzissmus zugewiesenen Eigenschaften sind gesellschaftlich typisch männlich. Bei Männern ist es eher akzeptiert, wenn sie gefühllos sind, ezogentrisch, kein Mitgefühl haben…. aber bei Frauen? Und darüber hinaus, bei Müttern?
Unserer gesellschaftlicher Konsens ist: Das kann nicht sein.
Eine Frau als Mutter MUSS ihr Kind lieben, das haben wir alle verankert, wenn sie das nicht tut, ist das so etwa das schlimmste, was wir uns vorstellen können. Ein Paradigma unserer eigenen Kindheit, Mama muss mich doch lieben. Etwas anderes könnten wir uns nie eingestehen.
Der Narzissmus bei Frauen wird deshalb so wenig diagnostiziert, weil geschätzt 80% der Frauen mehr oder weniger Narzisten sind. Es also bei Frauen meist als eine Normalität gesehen wird.