Was ist das Böse?
Inhalt:
- 1 Der Versuch der Definition des Bösen
- 2 Was ist nun also „böse“?
- 3 Die Selbstsicht böser Menschen
- 4 Der stärkere (bösere) gewinnt
- 5 Hat das Gute jemals existiert?
- 6 Das Böse in der Philospie
- 7 Die Psychologie des Bösen
- 8 Das Paradies
- 9 Narzissmus
- 10 Bewußtsein
- 11 Gibt es noch andere Auslöser für das Böse?
- 12 Die Hirarchie des Bösen
- 13 Gibt es einen Ausweg?
- 14 Das Böse in der Literatur und Film
- 15 Was tun?
- 16 Epilog
Der Versuch der Definition des Bösen
Die Definition des Bösen hat Menschen schon immer beschäftigt. Googled man „die Definition des Bösen“ erhält man 40 Millionen Einträge. Menschen in aller Welt sind immer wieder mit dem Bösen konfrontiert, zuletzt hat mich die Situation in Afghanistan sehr beschäftigt, wo die Taliban die Macht wieder 9/2021 übernommen haben.
Ich habe gerade einen Beitrag gelesen, das Talibankämpfer in das Haus einer im 8. Monat schwangeren ehemaligen Polizistin gestürmt sind und sie vor den Augen ihres Ehemannes und ihrer Eltern erschossen haben. Ich denke, hier haben wir ein gutes Beispiel, wie das Böse in der Welt wirkt. Hier ist unendliches Leid entstanden, wir können uns wohl kaum vorstellen, wie sich ihre Angehörigen nun fühlen.
Menschliche Gesellschaften haben mithilfe der Religionen Definitionen und Regeln geschaffen, die das, was böse ist, definieren sollen. In unserem Kulturkreis dürften die meisten mit den 10 Geboten vertraut sein, das Regelwerk des Bösen in der christlichen Definition. Wenn wir nun einmal die 10 Gebote zu Rate ziehen, finden wir ein ganz praktisches Regelwerk, das Verhaltensweisen definiert (Sünden), die man sein lassen sollte. Wenn wir uns also das 4 Gebot ansehen, „du sollst nicht lügen“, ist das böse? Irgendwie schon, aber es kommt auf die Intention an. Lüge ich, um einem anderen Menschen zu schaden, ist das sicher böse, aber ich lüge vielleicht, um mein Gegenüber vor Schaden zu bewahren? Einfache Regeln greifen fast immer zu kurz, außerdem sind Regeln etwas, mit dem Menschen „reglementiert“ werden, die Einsicht in die Sinnhaftigkeit ist nicht gefordert.
Die christliche Definition des Bösen liegt in der Erbsünde begründet. Was vereinfacht gesagt heiß, wir kommen schon böse auf die Welt und brauchen den Glauben um gut zu werden.
Die Definition der Erbsünde wiederspricht aber Jesus Worten: „Werdet wie die Kinder, sie werden in das Himmelreich eingehen“. Wir werden uns das im nachfolgenden noch genauer ansehen.
Wikipedia schreibt hierzu:
Die Privationstheorie des Bösen versteht dieses als einen bloßen Mangel an Sein. Vertreter dieser Auffassung sind unter anderem Plotin, Augustinus und Thomas von Aquin. Die Perversionstheorie dagegen fasst das Böse als eine eigene Wirklichkeit auf, die die Ordnung des Guten aktiv verkehre. Vertreter dieser Auffassung sind vor allem Kant, Schelling und Kierkegaard.[3]
Was ist nun also „böse“?
Kurz zusammengefasst kann man sagen: „Böse ist, wenn ich anderen fühlenden Wesen Leid und Schmerz zufüge“. Wobei fühlende Wesen per Definition Menschen sind, Tiere, die Natur, die Existenz im Allgemeinen. Das entspricht der buddhistischen Definition. Andere Religionen sind hier oft anderer Meinung.
Wir lernen die Welt so zu sehen, wie wir es gelernt haben, von unseren Eltern und der Gesellschaft, nicht wie sie wirklich ist. Ein buddhistischer, DER buddhistische Glaubenssatz heißt: Das Böse existiert nicht, es ist Unbewußtheit, das Fehlen einer Erfahrung. Keine eigenständige Kraft, mit der der Teufel die Menschen verführen will.
Die Unbewußtheit ist das Übel, das Böse ist nur die Konsequenz. Wenn wir also z.B. einen Unfall haben und uns ein Bein brechen, war der Unfall das Übel. Der Beinbruch nur die Konsequenz daraus. Wir beschäftigen uns gern mit dem Beinbruch, wobei wir das eigentliche Übel außer Acht lassen. Das Böse existiert genau wie der Beinbruch natürlich schon, aber der Buddhismus will unsere Aufmerksamkeit auf die Ursache lenken.
Könnten wir gegen einen Beinbruch kämpfen? Das erscheint jedem widersinnig, aber genau so ist es gegen das Böse zu kämpfen. Wir können gegen die Ursachen des Beinbruchs kämpfen, den Unfall in unserer Allegorie. Wenn wir also etwas gegen das Böse tun wollen, so sollten wir uns gegen die Unbewußtheit wenden, deren Folge das Böse ist.
Das Böse ist so also ein nicht ganz richtiger Begriff, einerseits da jeder eine andere Vorstellung davon hat, andererseits da der Begriff emotional sehr aufgeladen ist. Wer hat als Kind nicht schon von seinen Eltern gehört: „Du bist ein böses Kind“, weil wir einmal nicht nach den Wünschen unserer Eltern gehandelt haben. Ich möchte ihn trotzdem weiter benutzen, da „Unbewußtheit“ uns kaum geläufig ist und zu Missverständnissen führen kann.
Wenn wir uns also das Unbewusste bewusstmachen, entsteht das Gute, oder das, was wir als Menschen sagen würden: Glücklichsein.
Die Selbstsicht böser Menschen
Böse Menschen sehen sich im allgemeinen selber nicht als böse. Ein schönes Beispiel der Geschichte Die Geschichte der Justine oder die Nachteile der Tugend, von Marquis de Sade, in dem er eindringlich beschreibt, was er von der „Tugend“, oder wie man es auch übersetzen könnte, von einem „guten Menschen“ hält:
„So sehr wir auch durchtränkt sind von einer unnützen, lächerlichen und abergläubischen Ehrfurcht für unsere unsinnigen gesellschaftlichen Gebräuche, wird es doch vorkommen, daß Leute, die entweder grundsätzlich oder aus Neigung oder aus Temperament lasterhaft sind, glauben, daß es besser ist, sich dem Laster hinzugeben, als sich ihm zu widersetzen: Denn wie oft sehen sie nicht, daß Bösewichte für ihre Missetaten nur süßen Lohn ernten?“
„Bei mehr philosophischer Betrachtung könnten sie auch mit dem Engel Zesrad de Zadig sagen, daß es nichts Böses gibt, aus dem nicht Gutes entstünde und daß sie sich demnach dem Bösen so viel hingeben könnten, wie sie wollten, da das in Wirklichkeit nur eine Form ist, Gutes zu tun? Werden sie nicht hinzufügen, daß, wenn die Tugend vom Unglück verfolgt wird, das Laster gedeiht und beides in den Absichten der Natur liegt, es unendlich besser ist, mit den Bösewichtern zu gehen, die begünstigt sind, als mit den Tugendhaften, die zugrunde gehen.“
Marquis de Sade beschreibt hier seine Sicht, das das Böse eigentlich gut ist, weil gute Menschen nichts zu erwarten haben, außer Unglück und das böse Menschen ein tolles Leben führen können!
Wikipedia hierzu:
Eine Hinwendung zum Bösen empfahl de Sade, dem zufolge die Bösen ein glückliches und erfolgreiches Verbrecherleben führen können, während die Guten die unglücklichen Opfer der Bösen werden. Böse Leute bei de Sade sind individualistische, zweckrationale Egoisten und Zyniker, denen es nur um ihren eigenen Genuss geht. Da sie weder Solidarität noch Mitgefühl kennen, kooperieren sie ausschließlich bei eigenem Vorteil. Religionen und Weltanschauungen, die der Gemeinschaft von Menschen einen eigenständigen, vom individuellen Vorteil unabhängigen Wert zumessen, lehnen sie daher ab. Die Ideologien, die im 20. Jahrhundert zu millionenfachen Massenmorden geführt haben, sind somit nicht mit de Sades Konzeption des Bösen zu vereinbaren.
Dies ist ein Schlüssel der Sichtweisen von Menschen, die böse handeln, wer nicht egoistisch handelt, ist einfach nur blöd. Ist das so? Aber wir wollen uns dem langsam nähern.
Schauen wir uns an, was das Judentum zum Bösen zu sagen hat:
Im Judentum gibt es „das Böse“ nicht als eigenständige Kraft, die gegen die göttliche Schöpfung kämpft, da Gott als allmächtiger Schöpfer die Macht über alles hat und jedes Geschöpf bei seiner Schöpfung gut war. Der Satan hat eine dem christlichen Verständnis nicht entsprechende Funktion als „himmlischer Ankläger“ und stellt keine Personifikation des Bösen dar.
Der Mensch besitzt, seit er die Frucht vom Baum der Erkenntnis genossen hat, allerdings die Freiheit, gut oder böse zu handeln. Die bösen Neigungen des Menschen – die Neigungen, dem Willen Gottes zuwiderzuhandeln – werden im Judentum als Yetzer hara (hebräisch יצר הרע, ‚böse Neigung‘) bezeichnet.[8] In der hebräischen Bibel erscheint der Begriff zweimal, nämlich in Genesis 6,5 und Genesis 8,21.[9] Das Yetzer hara ist keine dämonische Kraft, sondern eine üble Variante der Antriebe, die der Mensch zum physischen Überleben grundsätzlich braucht. So kann z. B. das Bedürfnis nach Nahrung zur Völlerei oder das Fortpflanzungsbedürfnis zum sexuellen Missbrauch führen. Das Yetzer hara ist angeboren, wird mit dem Heranreifen des jungen Menschen aber vom Yetzer tov (‚gute Neigung‘) ersetzt.
Können wir den folgen?
Auch das Judentum bezieht sich auf den Sündenfall im Paradies. Das böse soll auch hier angeboren sein und wir brauchen die Religion (wohlgemerkt nicht Spiritualität) um uns zu guten Menschen zu wandeln. Wenn wir uns Gesellschaften ansehen, die Monotheistische Religion praktizieren (Christentum, Judentum, Muslime) ansehen, stellen wir fest, dass all diese Gesellschaften sehr gewalttätig sind. Mithin sind die Kinder in diesen Gesellschaften mit Gewalt aufgewachsen. Nun braucht es Reglementarien, um diese Gewalt innerhalb dieser Gesellschaft wieder zu bändigen, unter Kontrolle zu bringen. (Nach außen hin ist Gewalt immer gerechtfertigt, auch bestimmte Gewalt innerhalb der Gesellschaft).
Das ist per se ein Paradoxon. Entweder eine Gesellschaft bejaht Gewalt oder eben nicht. Wenn eine Gesellschaft soetwas tut, findet eine Bewusstseinsspaltung im Individuum statt, weil es nicht logisch ist. Meine Eltern soll ich ehren, loyal meiner Gemeinschaft gegenüber sein, aber ein Bediensteter, Ausländer, oder gar Feind (was immer das sein soll) ist weniger wert, ich soll ihn im Extremfall sogar töten. Der Vietnamkrieg hat zigtausende psychisch zerstörte Soldaten hinterlassen. Nur weil eine Regierung „Kommunismus“ als böse definiert hat und diese jungen Menschen gezwungen hat, grauenhafte Dinge zu tun.
Der stärkere (bösere) gewinnt
Natürlich sind diese Entwicklungen dem Umstand geschuldet, das aggressive (böse) Gesellschaften anscheinend einen Vorteil gegenüber friedvollen Gesellschaften besitzen. Wir sehen das eindeutig an der Kolonialgeschichte. Friedvolle Völker sind fast zu 100% ausgelöscht worden.
Das ist eine nicht zu leugnende Realität, und ich behandele sie weiter unten am Beispiel von Haiti. Es ist die „der Zweck heiligt die Mittel“ Mentalität, die aber nur eine kranke Gesellschaft anwenden wird, die narzisstische Verhaltensweisen verinnerlicht hat. Für die Individuen dieser Gesellschaften sieht es schlecht aus.
Man könnte nun sagen: Wären die friedvollen Gesellschaften gewalttätiger gewesen, hätten sie überlebt.
Das ist sicher richtig, doch um welchen Preis? Hier nähern wir uns der Frage, inwieweit das Gute überlebensfähig ist. Doch ist das die richtige Frage? Wir befinden uns in einer weltweiten Situation, in der das Überleben der gesamten Existenz auf dem Spiel steht, aufgrund des Klimawandels werden überall Menschen sterben, Tiere und Pflanzen ausgerottet.
Spock würde sagen: „Das ist unlogisch!“ Nach einer Statistik in Deutschland, sind 65% aller über 50jährigen nicht bereit, Abstriche für eine Politik zu unterstützen, die das Wohlergehen nachfolgender Generationen schützt. Wie kann das sein? Es ist eine narzisstische „nach mir die Sintflut“ Haltung, es wird von den jungen eingefordert, das sie für die Alten Sorge tragen, umgekehrt, absolute Fehlanzeige.
So zerstören sich diese Gesellschaften selber, wir haben also keinen Vorteil gegenüber friedfertigen Gesellschaften, da wir uns selbst zerstören.
Hat das Gute jemals existiert?
Die Bibel sagt dazu: Im Paradies, ja, aber die Menschheit ist da herausgeworfen worden, so haben wir das Böse also ständig um uns herum, weil Adam und Eva Scheiße gebaut haben. Wenn man sich die Menschheitsgeschichte ansieht, mag man dem beipflichten. Seit Jahrtausenden nur Mord und Totschlag, Unterdrückung, Sklaverei und alles was wir uns an Bösartigkeiten vorstellen können.
Die Frage ist: Entspricht das der Wahrheit? Wir wollen uns nun dieser Frage etwas genauer nähern!
Das Böse in der Philospie
Natürlich haben sich Philosophen aller Zeiten mit dem Thema beschäftigt. Man kann das alles schön bei Wikipedia nachlesen. Kurz runtergebrochen: Das Böse ist in der Welt und der Mensch ist mehr oder weniger fähig, böse Impulse zu unterdrücken.
Keiner dieser Philosophen beschäftigt sich allerdings mit der Frage, warum es Menschen gibt, die eine Befriedigung darin sehen, böse zu sein, und wiederum andere, die eine Abneigung dagegen haben. Dies ist wohl auch keine philosophische Frage, sondern eine psychologische.
Die Psychologie des Bösen
Ich möchte nachfolgend begründen, warum das Böse nicht Gottgegeben ist, sonder ein psychologisches Problem ist.
Zum allergrößtem Teil werden wir zu dem gemacht, was wir sind. Ob wir einen freien Willen haben, diese bösen Impulse zu unterdrücken, wenn wir sie denn in uns tragen, halte ich erst einmal für irrelevant. Böse zu sein, ist meines erachtens eine Ersatzhandlung für andere unbefriedigte Bedürfnisse. Fühle ich mich gut und im Einklang mit der Existenz, warum sollte ich böse sein? Warum sollte ich anderen Leid zufügen wollen?
Die Erklärung ist recht simpel:
Zum einen habe ich das schöne nicht erfahren, es wurde mir nicht vorgelebt. Ich habe in meiner Kindheit Erniedrigung, Mißbrauch und Gewalt erfahren. Dies ist zu meiner Realität geworden. Ich habe gelernt, das böse zu sein gut für mich ist. Das hört sich vielleicht erst einmal nach einem Paradoxon an, weil ich mich als Kind ja ganz zund gar nicht gut gefühlt habe. Wir müssen uns aber verdeutlichen, das das was mit uns gemacht wird, ob es gut oder böse war, zur Normalität wird. Zu einem Teil von uns.
Eltern, die als sie Kinder waren, mißhandelt worden, mißhandeln oft selber ihre Kinder. Sie haben das schöne einer liebevollen Behandlung nicht erlebt und so ist es nicht in ihrer Existenz verwurzelt. Es ist im laufe der Zeit normal geworden, andere böse zu behandeln. Wenn ich „böse“ schreibe, ist das im Empfinden desjenigen jedoch nicht böse, wie am Beispiel de Sades gut nachzuvollziehen ist. Menschen, die andere nicht mißbrauchen, werden als lächerlich erklärt, da sie die Realität nicht erkannt haben.
Die Realität eines Menschen ist aber nun geprägt von seinen Erfahrungen, seiner Erziehung oder dessen, was er erlebt hat. Nachvolgend ein geschichtliches Beispiel.
Das Paradies
Das Paradies steht in der westlichen Welt als synomym für Glück und zufriedenheit schlechthin. Laut der Biebel wurde der Mensch aufgrund seiner Sündigkeit daraus vertrieben. Wenn man das allegorisch betrachtet, ist da was dran. Aber wie sieht die Sache wirklich aus?
Haiti
Haiti galt einmal als inbegriff paradiesischer Zustände. Wenn man nach dem Paradies auf Erden suchen möchte, wäre man sicher im 11. Jahrhundert hier fündig geworden:
Als Christoph Kolumbus 1492 auf den Westindischen Inseln eintraf, schildert er die Arawak (Taíno) als „unschuldig und von einer solchen Freigiebigkeit mit dem, was sie haben, dass niemand es glauben würde, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Was immer man von ihnen erbittet, sie sagen nie nein, sondern fordern einen ausdrücklich auf, es anzunehmen und zeigen dabei soviel Liebenswürdigkeit, als würden sie einem ihr Herz schenken.“
Im November 1493 ließ Kolumbus in Hispaniola einen Arawak enthaupten. Es war die erste schriftlich bezeugte Tötung eines Indianers durch die Spanier überhaupt, aber nicht die letzte: Bereits 100 Jahre später waren die Arawak der Kolonialisierung in Form von Zwangsarbeit und eingeschleppten Krankheiten zum Opfer gefallen und um 1600 auf Hispaniola vollständig ausgestorben.
Kolumbus hat also im Paradies ganze Arbeit geleistet. Er hat es vernichtet. Ist das nicht ein Wiederspruch zu seiner oben geschilderten Aussage?
Das Paradies muß immer wieder zerstört werden
Kolumbus treiben steht für das Dilemma der westlichen Zivilisation. Sobald wir das Paradies entdecken, zerstören wir es unweigerlich.
„Kühner als das Unbekannte zu erforschen, kann es sein, das Bekannte zu bezweifeln..“
Leider war schon Kolumbus nicht so kühn, seine Werte und Vorstellungen, das ihm bekannte, zu bezweifeln. Was er kannte war Geld und Machtgier, eine Welt die mit dem Paradies nun rein garnichts zu tun hatte. Warum konnte er aber nicht staunen, so viel Gück zu haben das Paradies entdeckt zu haben und sich dem hingeben? Warum nicht das alte schlechte hinter sich lassen, und die Chance ergreifen für eine glückliche Existenz, die er in Europa niemals gefunden hätte?
Die Erklärung ist, das daß „bekannte zu bezweifeln….“ wahrscheinlich nicht nur kühn ist (obwohl wir das hin und wieder noch hinbekommen) es zu überwinden, eine Tür ist, die fast immer geschlossen bleibt. Vielleicht ist es sogar die größte Geißel der Menschheit, das wir im Bekannten verhaftet bleiben.
Wir können, wenn wir es sehen, das Paradies und es nicht ertragen können, meist nicht einfach gehen, wir müssen es zerstören. Es bestehen zu lassen, würde unsere eigene Überzeugung von dem was wir sind, negieren, ad absurdum führen. Also muss es zerstört werden.
Dieser Mechanismus ist ein Teil der narzisstischen Persönlichkeitsstörung, mit der ich mich nachvolgend näher unter dem Aspekt es Bösen beschäftigen möchte.
Was man sicherlich sagen kann ist: Es ist eine Gesellschaft möglich, es sind Individuen möglich, die nicht böse sind. Wir haben sie nur im laufe der Menschheitsgeschichte systematisch ausgelöscht. Weil wir es nicht ertragen konnten und können, das es so etwas wie das Paradies wirkich gibt.
Wer sich für das Thema interessiert, dem empfehle ich das kurze Buch einer der letzten Überlebenden Arawak. The Last Arawak girl born in Barbados – A 17th Century Tale
Narzissmus
Ich sehe die narzisstische Persönlichkeitsstörung als den Ursprung des Bösen. Wenn wir uns de Sades Aussagen ansehen, spricht hier ein zutiefst narzisstisch persönlichkeitsgestörter Mensch zu uns. Das Ego und der eigene Vorteil wird als Allheilmittel für Glück und Zufriedenheit deklariert. Ich habe einiges über Narzissmus geschrieben, was in anderen Beiträgen nachgelesen werden kann.
Hier möchte ich aber noch einmal den Aspekt beleuchten: Macht Narzissmus den Narzissten glücklich und wie sieht es mit dem Rest der nicht narzisstischen Menschheit inclusive der Existenz aus?
Der Mensch wird sicherlich nicht böse geboren (wie die Biebel uns weißmachen will), der Mensch wird von der Gesellschaft zu einem bösen Menschen gemacht.
Wenn man einen Hund in seiner Kindheit schlecht behandelt und schlägt, wird er zu einer Kreatur, die andere angreift, das ist von vielen Hundehaltern genau so gewollt. Nicht anders sieht es mit Menschen aus. Werden wir in unserer Kindheit schlecht behandelt, werden wir zu einem Individuum, das seine positiven Gefühle abspaltet und im Extremfall ein Mörder, Vergewaltiger und Peiniger wird.
All das kann man unter der Diagnose Narzisstische Persönlichkeitssörung mit ihren Unterarten Sadismus, Psychopathie und Soziopathie zusammenfassen.
Sind nun also Menschen mit einer Narzisstischen Persönlichkeitsstörung glücklicher als Menschen ohne? Die Statistik sagt, das narzisstisch gestörte Menschen die höchste Selbstmordrate unter allen Persönlichkeitsstörungen haben. Aber was sagt das schon aus?
Versetzen wir uns in einen Menschen wie Christoph Kolumbus: Er hat nie sein wahres Ich erkennen dürfen, die Erfahrung der Zugehörigkeit zum Ganzen, das es Freude macht, für andere dazu sein, am Glück anderer teilzuhaben, die Erfahrung, eins zu sein mit der Existenz. Wie Jesus sagte: „Werdet wie die Kinder“, als Christ hat er diese Aussage nie verstehen dürfen.
De Sade hat zwar behauptet, das böse zu sein, glücklich macht, aber nur weil er niemals erkennen durfte, um wie viel es befriedigender ist, die Schönheit zu sehen und zu leben.
Ein narzisstisch gestörter Freund sagte kürzlich zu mir, als wir uns über seine Probleme unterhielten: „Wenn ich mir alles bewußt machen würde, was ich bin und getan habe, dann könnte ich mir ja gleich einen Strick nehmen.“
So ist der Narzisst gefangen in seinem Spiegelbild, das er von sich geschaffen hat. Dieses Bild muss unter allen Umständen aufrecht erhalten werden. Da eine Scheinidentität nicht glücklich machen kann, eine Bewusstwerdung des Scheins aber als nicht möglich wahrgenommen wird, ist der einzige Ausweg, der Scheinidentität immer mehr Futter zu geben. Es ist nie genug Bewunderung, Spaß, Erfolg und eigene Größe. Da die eigene Größe am einfachsten als größer wahrgenommen werden kann, wenn andere kleiner werden, kommt hier das Leid, die Unterdrückung und Erniedrigung anderer Wesen ins Spiel. Die Freude darüber, sich relational als größer zu empfinden, da ich die anderen erniedrigt habe. Oder anders gesagt: Das Böse.
So ist die Unbewußtheit DAS narzisstische Grundprinzip, aus der das Böse entsteht. Die Verdrängung eines erlebten Mangels, der narzisstisch kompensiert wird. Kompensiert mit einer Scheinidentität eines grandiosen, rationalen und erfolgreichen Menschen, für den Mitgefühl und Liebe nur sentimentaler Unfug ist. Was ich nicht haben konnte, das will ich nicht (mehr), kann es auch nicht mehr integrieren, weil die Abspaltung so weit fortgeschritten ist, das eine Bewusstwerdung meine ganze Existenz, mein Selbstbild in frage stellen würde.
So ist es also so, das narzisstisch gestörte Menschen IMMER unbewusst sind, da dies der Kern der Störung ist. Dazu kommen nicht vorhandene Empathie und Mitgefühl, eine gestörte Liebesfähigkeit und eine krankhafte Egozentriertheit. Diese Eigenschaften sind die Grundlage bösen Verhaltens.
Sind nun alle unbewussten Menschen Narzissten? Natürlich nicht! Wir sind fast alle mehr oder weniger unbewusst. Was uns aber von einem narzisstisch gestörten Menschen unterscheidet, sind die Korrektive: Auch wenn wir uns vieler Aspekte des Lebens nicht bewußt sind, handeln wir nicht per se böse. Was zur Unbewusstsein hinzukommt, ist das Fehlen von Mitgefühl. Es wird auch gesagt, das Narzissten keine Empathie hätten, das ist allerdings eine Definitionsfrage. Wenn ich Mitgefühl als Ursprung von Empathie ansehe, dann stimmt das, wenn ich Empathie als bloße Eigenschaft sehe, mich in andere hineinversetzen zu können, dann nicht. Empathie ist eine Grundvoraussetzung, Menschen manipulieren zu können, so ist Empathie ohne Mitgefühl bei Narzissten in der Regel hoch entwickelt.
So fehlt also Narzissten das Mitgefühl, das uns sagt: „Wenn ich dies oder jenes tue, verursache ich Leid. Das möchte ich nicht. Deshalb tue ich es nicht.“ Bei Narzissten ist das Gegenteil der Fall: Leid zu verursachen, wird als Erhöhung des Selbst wahrgenommen. Aus diesem Grund hat ein Narzisst keinerlei Skrupel, Leid zuzufügen.
Wenn wir noch einmal zu De Sade und seinem Roman über die Justine zurückkehren, wird es deutlich, wie sehr er sich an ihrem Leid erfreut. Dass Justine selber überdies ein Opfer der vorherrschenden Moralvorstellungen ist, was De Sade durchaus zu Recht kritisiert, wollen wir hier unbeachtet lassen, da dies ein anderes Thema ist.
Die Taliban
Kommen wir auf die Taliban zurück, mit denen ich diesen Bericht begann, die welche eine schwangere Frau ermordeten.
Um eine Bewegung, die fast nur aus narzisstisch schwer gestörten Menschen besteht zu verstehen, sollten wir uns exemplarisch die Entstehung der Taliban ansehen, wer sind diese Menschen? Viele der afghanischen Taliban wurden aus Kriegswaisen rekrutiert, sie wurden als Kinder zu Kampfmaschinen gemacht. Vergessen wir nicht, das in Afghanistan seit 40 Jahren Krieg herrscht, mit fürchterlichen Folgen für die Zivilbevölkerung, Kinder haben ihre ganze Familie sterben sehen. Dann hat man ihnen gesagt: Du kannst dich rächen.
Solche Menschen sind innerlich zerstört, das einzige, was sie zusammenhält, sind die Regeln und Glaubenssätze ihrer Gesellschaft, der Taliban, und sind diese Glaubenssätze noch so krude, sie sind das einzige was sie haben. Sie sind innerlich tot, und so kommt ihnen eine Religion, die ein besseres Leben nach dem Tod verspricht, sehr entgegen, eine Gemeinschaft wie die Taliban, die Mord, Unterdrückung und Gräuel befiehlt, spiegelt nur das, was in ihrem Innern übrig geblieben ist.
Ist das das Böse? In unserer Definition sicherlich. Gutes schafft gutes, böses schafft böses, so ist das Böse schon viel früher da gewesen, man hat es bekämpft und es hat sich nur weiter multipliziert.
Was geht in einem Menschen vor, der alles verloren hat, dem man alles genommen hat? Können wir uns dort hineinversetzen? Es ist unwiederbringlich verloren, und so komme ich zurück zu Christoph Kolumbus, der nicht solche Grausamkeiten durchleben musste, aber auch schon so reagiert hat: Zerstöre, was du nicht haben kannst! Es ist zu schmerzvoll, sich nach all dem auch noch das Glück der anderen ansehen zu müssen.
Ist das jetzt eine Entschuldigung für all die Grausamkeiten, die sich Menschen und dieser Welt antun? Nein, es ist eine Erklärung. Und wir sollten versuchen, genau das zu verstehen.
Bewußtsein
Was bedeutet nun eigentlich Bewusstsein? Kann man Bewusstsein mit Wissen gleichsetzen? Wenn ich von Bewusstsein spreche, meine ich das spirituelle Bewusstsein und teilweise das psychologische Bewusstsein. Inwieweit verdränge ich unangenehme traumatische Erlebnisse und Erfahrungen in Unterbewusste oder besitze die Fähigkeit, mir auch schlimme traumatische Erkentnisse bewusst zu machen?
In der Psychologie ist man sich weitgehend einig, dass Erlebnisse, die das Gehirn aktuell nicht verarbeiten kann, in das Unterbewusste verschoben werden. Sie sind immer noch da, aber eben nicht mehr bewusst. Das ist eigentlich eine Meisterleistung unseres Gehirns. Wenn dem nicht so wäre, würden wir wahnsinnig werden. Schlimme Kriegserlebnisse, Gewalterfahrungen, Missbrauch oder Erniedrigung werden erst einmal in einen anderen Teil unseres Gehirns verschoben, um das Überleben zu sichern, die Psyche vor dem wahnsinnig werden zu schützen.
Verschwunden sind sie deshalb jedoch nicht. Sie wirken unbewusst, in Form von Ängsten, Glaubenssätzen und anderen psychischen und physischen Störungen. Ich bin bereits an anderer Stelle darauf eingegangen.
Je schlimmer nun diese Traumata waren, desto schwieriger wird es für einen Menschen sein, dies wieder bewusst zu machen. Einige Psychologen sind der Überzeugung, das extremste Gewalterfahrungen nicht bewusst gemacht werden sollten, da diese betroffenen Menschen dann noch mehr Schaden nehmen würden. Das mag richtig sein, ich kann das nicht beurteilen.
In jedem Fall sieht es jedoch so aus, das unbewusste Erlebnisse unser Verhalten negativ beeinflussen. Typische Glaubenssätze die dann unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen sind z.B.: nach einer Vergewaltigung: Alle Männer sind böse.
Aber auch andere Traumata wirken unbewusst: Ich durfte mich nicht meinen Fähigkeiten entsprechend entwickeln, meine Zuneigung wurde abgewiesen usw.
Eine beispielhafte Reaktion auf solche Traumata finden sich aktuell wieder bei den Taliban: Nachdem sie Kabul eingenommen haben, sind Talibankämpfer in einen Freizeitpark eingedrungen und sind wie Kinder vergnügt Autoscooter gefahren. Danach haben sie den ganzen Park angezündet.
Ein kurzes Revival dessen, was sie in ihrer Kindheit nicht erleben durften und dann die Vernichtung, weil die Zeit unwiederbringlich verloren ist.
Dies alles bezeugt die zerstörerische Kraft des Unbewussten. Ist es möglich, sich dieser Kraft zu entledigen?
Das ist es. Es ist aber ein steiniger Weg, nicht umsonst verbringen Menschen ihr ganzes Leben in einem buddhistischen Kloster. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, in unserem Leben Bewusstheit zu integrieren.
Ein buddhistischer Meister sagte einmal: „Alle unsere Probleme werden verschwinden, wenn wir ausreichend bewusst geworden sind.“ Ich bin überzeugt, dass diese Aussage richtig ist.
Kommen wir wieder auf unser Thema zurück, das Böse. Es gibt viele Menschen mit schlimmen Erfahrungen in ihrem Leben, aber sie sind nicht böse. Auch sie haben diese Erfahrungen verdrängt, dennoch sind sie nicht böse geworden. Die schlimmen Erfahrungen machen uns dann zu bösen Menschen, wenn wir eine narzisstische Kompensation entwickeln. Einerseits bin ich gut und andererseits sind die anderen schlecht.
Gibt es noch andere Auslöser für das Böse?
Es gibt Menschen, die augenscheinlich eine friedvolle Kindheit hatten, und trotzdem böse Verhaltensweisen entwickelt haben oder hatten. Psychologisch gesehen, gibt es auch eine erblich bedingte Veranlagung. Außerdem gibt es physisch bedingte Schäden des Gehirns, die mangelnde Empathie bedingen.
Ein Gehirnschaden, dessen Resultat mangelnde Emapthie oder Gewaltbereitschaft bedingt, ist außerordentlich selten. Allerdings ist es erwiesen, das Erfahrungen vererblich sind, sowohl positive als auch negative. Die Vererbung von traumatischen Erlebnissen ist wissenschaftlich belegt, ob es eine Untersuchung darüber gibt, ob böse Verhaltensweisen vererbt werden, kann ich nicht sagen, ich halte es aber für wahrscheinlich. Unsere Sozialisierung sollte aber stark genug sein, um im positivem Fall diese Vererbung zu kompensieren.
Die Hirarchie des Bösen
Sind nun alle bösen Menschen Narzissten? Sicher sind nicht alle Menschen, die böses tuen, narzisstisch persönlichgestörte Menschen, wir haben es hier mit einer qualitativen Abstufung zu tun. Wir alle sind mehr oder weniger unbewußt. Diese Unbewußtheit wird aber durch andere Qualitäten, die wir entwickelt haben können, reglementiert.
Wir haben hier eine Hirarchie:
- Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung
- Conarzissten, die diese Menschen bewundern und ihnen nacheifern
- Oportunisten, denen alles egal ist
Sie alle sind Teil des Systems des Bösen. Sie alle sind so, aufgrund einer mehr oder weniger starken psychischen Störung.
Wir können diese 3 Typen in allen Gesellschaften mehr oder weniger ausgeprät beobachten. In den USA wurde Donald Trump (narzisstische Persönlichkeitsstörung) von immerhin etwa 50% der Bevölkerung gewählt. Das waren und sind nicht alles Narzissten.
Conarzissten
Conarzissten sind in der Regel Menschen, die das Böse nicht verinnerlicht haben, trotzdem sie ähnlichte Erfahrungen von Mißbrauch in der Kindheit machen mußten. Trotzdem haben sie eine magische Anziehung zu Narzissten, weil sie schon immer mit ihnen zu tun hatten, es waren zumeist ihre Eltern.
Oportunisten
Als Oportunisten bezeichne ich Menschen, denen es einfach nur an Werten fehlt. Ihre Kindheit war geprägt von Desinteresse und Menschen, die keine Werte vermitteln konnten. Sie nehmen, was man ihnen vorsetzt, hauptsache es wird ihnen ein Vorteil versprochen.
Gibt es einen Ausweg?
Es gibt sicher keinen schnellen, einfachen Weg. Der Weg wäre eine Gesellschaft, die ihre Kinder liebevoll aufwachsen läßt, in der Werte von gegenseitiger Achtung, Mitgefühl und Empathie gepflegt werden. Eine Gesellschaft, die nicht Materialismus, Konsum und Wachstum als die höchsten Güter propagiert.
Das so eine Gesellschaft prinzipiell möglich ist, habe ich am Beispiel von Haiti aufgezeigt. Eine Gesellschaft, wie wir sie haben zum positiven zu verändern, ist sehr schwer, und wir werden es mit dem Widerstand der narzisstischen Profiteure zu tun bekommen.
Wenden wir uns noch einmal Der Geschichte der Justine oder die Nachteile der Tugend, von Marquis de Sade zu. Die von ihm so verachtete Justine ist tatsächlich nicht ganz unschuldig an ihrem Schicksal. Aus heutiger psychologischer Sicht würden wir sagen: Ein dependenter Charakter. In ihren Notsituationen wendet sie sich mit traumwandlerischer Sicherheit immer wieder an Narzissten: Die Vermieterin, der Pfarrer, alle Menschen die sie kennenlernt und von der sie sich Hilfe erhofft, sind Narzissten. Der Glaubenssatz hier ist: „Ich schaffe es nicht allein, ich brauche Hilfe von Außen, jemand der sich um mich kümmert.“ (eine Einstellung, mit der man mit 100% Sicherheit Narzissten in sein Leben zieht.)
Aber auch gesamtgesellschaftlich lechzen wir nach starken Führungspersönlichkeiten. Diesbezüglich bieten sich Narzissten gern an, wie wir in unserer politischen Landschaft beobachten dürfen. Die Grundhaltung „sollen sich doch bitte andere kümmern“ ist bequem, hat aber zur Folge, das wir Persönlichkeiten fördern, die wir eigentlich nicht haben wollen. Wir statten böse Menschen freiwillig mit Macht aus und wundern uns hinterher, warum alles so schlecht läuft. Ein Politiker wie Kohl, der „blühende Landschaften“ verspricht, ist uns allemal lieber, als ein Politiker wie Lafontaine, der uns die Wahrheit gesagt hat. Die Wahrheit, sie will nicht gehört werden, und so ist das Tor weit offen für narzisstische Politiker, die lügen, das sich die Balken biegen.
Hans-Joachim Maaz beschreibt das in seinem Buch „Die narzisstische Gesellschaft“. Ein Teil der wählenden Bevölkerung pflichtet dem Treiben bei, da sie selber Profiteure sein wollen, sich aber nicht trauen oder zu unfähig sind, der andere Teil nimmt es hin, weil „irgendjemand muss es ja machen“, ich bitte aber nicht. Hier haben wir den dependenten Anteil in der Wählerschaft. Als dritte Komponente wären dann noch die Nichtwähler zu nennen, die gern mit dem „hat eh alles keinen Sinn“ argumentieren.
Wir finden hier die drei Hierarchien wieder: Narzissten, Conarzissten und Opportunisten. Das Böse hätte nicht diese Macht, wenn wir diesen Dreiklang zwischen Tätern, Unterstützern und Ignoranten nicht hätten.
Wir alle tragen also eine Mitverantwortung für das Böse in dieser Welt, indem wir das Böse gewähren lassen.
Das Böse in der Literatur und Film
Der rote Löwe
Wenn das Böse nun also dem Guten so überlegen ist, wie de Sade sagt, warum wird das Gute dann so massiv bekämpft? Wir sollten diesem Aspekt noch etwas Aufmerksamkeit widmen. Ich habe ihn schon am Beispiel Haitis und den Taliban beleuchtet, möchte aber noch etwas intensiver darauf eingehen:
De Sades Justine ist als Rechtfertigung geschrieben, als Mittel, die Wahrheit zu verdrängen, der jeder Narzisst sich irgendwo bewusst ist. Ich bin eine Armselige Kreatur, die sich nicht anders zu helfen weiß, als das zu tun, was ich tue. Das zu untermauern, darauf verschwenden Narzissten viel Energie. Es ist überlebenswichtig für die narzisstische Struktur.
Das Gute wird ausgelöscht, nicht weil es kritisiert, sondern weil es EXISTIERT. Da die Existenz allerdings auch für Narzissten endlich ist, haben sich viele von ihnen aufgemacht, den Tod zu besiegen. Der Tod ist für die meisten Menschen angstbesetzt, für Narzissten in ihrer Egozentriertheit aber noch einmal besonders schlimm. Nicht umsonst fallen alternde Narzissten zumeist in eine tiefe Depression, wenn sich Gebrechlichkeit zeigt, schwindender Erfolg, sich anwendende Partner und Freunde. Wenn also gerade so eifrig an der Überwindung des Todes geforscht wird, können wir sicher sein, das ein paar Narzissten dahinterstecken. Können wir nicht mit einem wahrhaften liebevollen Leben dem Tod viel entspannter entgegenschauen?
Mária Szepes beschreibt dies eindrucksvoll in ihrem Roman „Der rote Löwe“. Der Wunsch eines Protagonisten, der seinen Lehrer ermordet, um ewig zu leben. Das ewige Leben gerät dann aber zu einem Horrortrip, an dessen Ende die Läuterung steht.
Matrix
Über den Film „Matrix“ sind schon viele Rezessionen geschrieben worden, mich hat keine überzeugt.
Der Protagonist „Neo“ lebt ein normales Leben, bis er eine Erfahrung macht, in der er zwischen der Unbewußtheit und der Bewußtheit wählen kann (die rote und die blaue Pille). Danach entscheidet er sich dafür, in einer neuen Realität für die Menschen und gegen die Maschinen zu kämpfen, die inzwischen die Macht übernommen haben und die Menschen in der Matrix gefangen halten. Warum das so ist?
Agent Smith erklärt es so: „Ihr seid im eigentlichen Sinne keine richtigen Säugetiere. Jedwede Art von Säuger auf diesem Planeten entwickelt instinktiv ein natürliches Gleichgewicht mit ihrer Umgebung. Ihr Menschen aber tut dies nicht. Ihr zieht in ein bestimmtes Gebiet und vermehrt euch, bis alle natürlichen Ressourcen erschöpft sind und der einzige Weg zu überleben ist die Ausbreitung auf ein anderes Gebiet. Es gibt noch einen Organimus auf diesem Planeten der genauso verfährt. Wissen sie welcher? Das Virus. Der Mensch ist eine Krankheit. Das Geschwür dieses Planeten. Ihr seid wie die Pest und wir sind die Heilung.“
Er deklariert hier die gesamte Menschheit als Böse, dem ist natürlich nicht so, aber irgendwie müssen wir ihm recht geben.
In Folgendem kämpft Neo wie ein Berserker gegen die Maschinen, nützt aber alles nicht viel.
Was tun?
Schauen wir uns an, welche Verhaltensweisen im täglichen Leben, gegen narzisstische Menschen helfen. Hier sehe ich Ansätze für die gesamte Gesellschaft.
- Narzissten können es nicht ertragen, ignoriert zu werden. Sie wollen Bewunderung. Geben wit ihnen also keine Energie mehr, auch Gegenwehr ist für sie eine Befriedigung.
- Lassen wir sie nicht die Spielregeln bestimmen, wir können andere aufstellen.
- Es gibt nichts bewundernswertes an Narzissten, sie sind armseelige Menschen, ohne eine echte eigene Persönlichkeit. In der Tiefe ihrer Psyche sind sie von Angst getrieben.
- Glauben wir keinen Versprechungen, Narzissten lügen eigentlich permanent, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen.
- Fast jeder Mensch hat narzisstische Anteile. Machen wir uns diese bewußt, werden sie sich auflösen.
- Behandeln wir unsere eigenen und andere Kinder liebevoll, helfen wir ihnen, sich zu starken, empathischen, liebevollen und bewußten Persönlichkeiten zu entwickeln. Schauen wir nicht weg, wenn wir Unrecht sehen.
- Schaffen wir Oasen des seins, Orte und Räume, in denen sich Kinder wie Erwachsene zu dem entwicken können, was sie eigentlich sind.
Epilog
Können wir nun also gegen das „Böse“ kämpfen?
Wenn wir gegen das Böse kämpfen, verstärken wir es. Wir geben ihm Nahrung, das Böse nährt sich vom Kampf. Aber wir können für das Gute kämpfen, ihm etwas entgegensetzen.
Wenn wir gegen das Böse kämpfen, bedeutet das Krieg. Für das Gute zu kämpfen, bedeutet Frieden. Das heißt nicht, sich vom Bösen unterjochen zu lassen, lasst uns Untergrundkämpfer für das Gute sein. Das Gute ist nicht schwach, es ist viel stärker als das Böse jemals sein könnte, da es glücklich macht.
Können wir gegen eine Krankheit kämpfen? Ich habe versucht, zu erklären das das Böse eine Krankheit ist. Macht es Sinn zu sagen: „Ich kämpfe dagegen das du krank bist?“ Wohl kaum. Zu sagen: „Ich zeige dir, wie du gesund leben kannst“, macht mehr Sinn.
Aus „Chihiros Reise ins Zauberland“:
Irgendwo ruft mich eine Stimme, tief aus meinem Herzen . Lass mich immer träumen, so dass der Traum mein Herz leitet.
So viele Tränen der Trauer, unzählige Gedanken und Gedanken.
Jenseits davon weiß ich, dass ich dich finden werde.
Jedes Mal fallen wir zu Boden, schauen hinauf zum blauen Himmel
. Wir sehen das Blaue, wie beim ersten Mal
. Der Weg ist lang und einsam und das Ende weit, fern der Sichtweite
. Ich kann mit diesen beiden Armen das Licht begrüßen.
Zum Zeitpunkt des Abschiedes, stoppte mein Herz, ich spürte die Zärtlichkeit
. Mein stiller leerer Körper beginnt, auf das zu hören, was wirklich ist.
Wunder des Lebens, Wunder des Todes
. Wind, Stadt und Blumen, wir alle tanzen in Einheit.
Irgendwo ruft mich eine Stimme, tief aus meinem Herzen
. Bewahre deinen Traum, lass ihn nie zerbrechen
Warum über all deine Trauer und Probleme sprechen
. Lass stattdessen dieselben Lippen für dich ein mildes Lied singen.
Die flüsternde Stimme, wir wollen sie nie vergessen.
In jeder kommenden Erinnerung sie dich leitet.
Wenn ein Spiegel zerbricht, klirrt Zersplitterndes zu Boden.
Kurze Einblicke des neuen Lebens spiegeln sich überall
. Fenster des Neuanfangs, Stille, neues Licht der Dämmerung
Lass meinen stillen leeren Körper sich füllen und wiederbeleben.
Weder ist es nötig, draußen zu suchen noch ist es nötig, über die Meere zu segeln.
Weil es hier in mir schimmert, es ist gerade hier in mir
. Ich habe den Glanz gefunden, er ist immer bei mir.
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