Was du hier lesen kannst:
Vielleicht möchtest du selber ein Projekt in Costa Rica gründen oder suchst für dich ein Platz zum Leben. Hier möchte ich einige Erfahrungen teilen, die hilfreich sein könnten.

Teil 2: Grundstückssuche

Das richtige Grundstück zu finden, ist sicher der schwierigste Teil am Anfang. Ich habe mir in der letzten Zeit bestimmt 50 Grundstücke angesehen. Wenn die grobe Lage klar ist, stellen sich die Fragen:

• Größe, Preis
• Wo genau? 10 km können einen großen Unterschied machen.
• Wozu ist das Grundstück geeignet? Soll eine Schule in der Nähe sein, ist es gut mit Verkehrsmitteln erreichbar?
• Wie sieht es mit komerziellen Möglichkeiten aus? Tourismus, Anbau von Lebensmitteln, Verkauf?
• Kontakt zu anderen Menschen und Projekten.
• Nachbarschaft.
• Kriminalität

 

Größe und Preis sind ein entscheidender Faktor. In Costa Rica liegen die Grundstückspreise zwischen unter einem Dollar und nach oben offen. Farmland ist für 0,5 USD zu bekommen, in touristischen Gegenden liegt der Preis gern mal bei 200 USD pro qm.
Das optimale Grundstück wird also immer ein Kompromiss zwischen den eigenen Ansprüchen und den finanziellen Möglichkeiten sein.

Wo genau?
Möchte ich einen Platz, von dem ich zu Fuß ein Restaurant oder einen Supermarkt erreichen kann? Oder ist es OK, wenn ich dazu 10km fahren muß? (oder vielleicht 20km über eine Schlammpiste?)

Wozu ist das Grundstück geeignet?
Günstiges Farmland ist gut für Selbstversorgung und um eventuell Lebensmittel für den Verkauf anzubauen, um ein Haus touristisch zu vermieten, wird es nicht geeignet sein.
Ein Grundstück in einer touristisch attraktiveren Gegend wird viel teuter sein, so daß sich der Anbau von Lebensmitteln zum Verkauf nicht lohnen wird.

Wenn du also ein teures Grundstück in einer Touristengegend kaufst, wird sich die Frage stellen, ob du auch ständig damit beschäftigt sein möchtest, etwas zu vermieten. Das kann sehr anstrengend sein.

Kommerzielle Möglichkeiten:
Ein gewisses kommerzielles Einkommen ist idr. existentiell. Das tollste Grundstück nützt nichts, wenn ich keine Möglichkeit habe, genug Geld zum Leben zu generieren.
Die meisten Expads versuchen es mit der Vermietung von Räumen an Touristen oder mit einem Restaurant. In der entsprechenden Gegend kann das gut funktionieren, da die Preise hoch sind. 08/15 funktioniert aber auch hier nicht, das können die Einheimischen besser! Und das 52zigste Joga Retreat wird auch nur schwer anlaufen.

Was aber, wenn du fernab der Touristenströme residierst?
Es wird schwierig…. hier ist eine menge Fantasie gefragt. Es gibt z.B. ein tolles Baumhaus, 3km Fußmarsch durch den Jungle, das wirklich faszinierend ist. Leider kaum Menschen die das auf sich nehmen. 

Du könntest z.B. deine eigene Schokolade herstellen, wie und wo du sie verkaufst, wird das Problem sein.

Kontakte:
Ich habe es immer wieder erlebt: Expads brauchen Kontakt zu anderen gleichgesinnten Menschen. Als Einheimischer ist das einfacher, aber als Ausländer brauchen wir eine Art von Netzwerk. Eine integration in ein einheimisches Dorf wird idr. nur schwer gelingen.
Hier sind natürlich deine persönlicher Präferenzen gefragt… Kannst du gut allein leben (oder hast du eine Familie die dir ausreicht an kontakt) oder brauchst du ofter Kontakt zu gleichgesinnten?
Die Costaricaner (Ticos) sind sehr kontaktfreudig, aber auch etwas eigensinnig. Ein Beispiel:
Meine Freundin Maria ist halb Costaricanerin und halb Uruguayerin, lebt aber schon seit über 30 Jahren in CR. Wir waren unterwegs, um uns ein Grundstück anzusehen und ich wurde von der Verkäuferin gefragt, wo wir den herkämen. „Ich bin aus Deutschland und meine Freundin aus San Jose… „.
Sie: „Deine Freundin ist nicht Tica…!“

Auch wenn du ein sehr kommunikativer Mensch bist, wirst du feststellen, das die Ticos halt anders sind. In San Jose ist das noch anders als auf dem Land. Du wirst dort mit komplett anderen Lebensmodellen und Wertvorstellungen konfrontiert werden.

Costaricaner sind sehr offene Menschen und die Frage: „Glaubst du an Gott?“ ist nicht außergewöhnlich. Solltest du jetzt z.B. antworten: „Ich glaube an eine höhere Macht, die allem innewohnt“, geh davon aus, das du von da an loco (verrückt) bist….

Ansonsten sind Costaricaner sehr hilfsbereite Menschen, als ich z.B. mal mein Auto beim rückwärtsfahren versehentlich in einen Graben gesteuert habe, war innerhalb von 30 Minuten jemand da, der mich ohne umschweife mit seinem SUV (Strasse wurde mal eben gesperrt) da wieder rausgezogen hat und eine Werkstatt angerufen hat.

Nachbarn:
Nachbarn sind so ein Ding in CR! Ich kenne Leute, die ihr Grundstück wegen eines Nachbarn verkauft haben, und Nachbarn in CR können wirklich sehr nervig sein. (Einheimische wie Ausländer). Ein in der Nacht ununterbrochen kläffender Hund, jeden Nacht Party mit dröhnend lauter Musik… das ist nichts außergewöhnliches.

Darüberhinaus kann ein Nachbar z.B. verlangen, das du deinen Baum fällst, wenn die Gefahr besteht, das er auf sein Haus fallen könnte, das gerade an der Grenze steht.

Oder wie auch schon passiert: Ein Nachbar lässt seinen bissigen Hund frei in der Gegend rumlaufen und dieser mag dich nicht.

Wenn es also deinem Nachbar nicht gefällt, kann er dein Leben recht schwer gestalten. Es lohnt sich also, des öfteren mal am Grundstück zu verweilen, um zu sehen, was da so passiert. 

Kriminalität:
Man spricht nicht gern darüber, aber sie existiert. Besonders in Touristengegenden, wo Häuser gern mal lehrstehen. CR ist ein teures Land, die Preise im Supermarkt sind teilweise höher als in Deutschland. Das Mindesteinkommen liegt aber bei 550 USD. So ist Kriminalität systemimmanent. Die meisten Menschen sind ehrlich, hilsbereit und nett, aber es gibt auch ein paar Leute, die es eben nicht sind.

So braucht es idr. jemanden, der da ist. Die meisten Einbrüche finden in gerade lehrstehenden Häusern statt. Eine Lösung ist ein netter Nachbar, der 1x am Tag vorbeischaut oder ein Haussitter. Oder du bewohnst das Haus dauerhaft.

Das wären erst einmal ein paar generelle Punkte, die es zu bedenken gilt.

 

 

Was, wenn ich nun ein tolles Grundstück gefunden habe?

Wenn ich nun ein Grundstück gefunden habe, das die oben stehenden Kriterien mehr oder weniger erfüllt, gibt es noch einiges abzuklären, was eine Menge Zeit in anspruch nehmen kann.
Die wichtigsten Punkte möchte ich hier erklären:

• Makler
• Der Verkäufer
• Der Gang zur Municipality
• Landvermesser (Topografo)
• Rechtsanwalt

 

Der Makler
Oftmals verpönt, kann ein (guter) Makler eine große hilfe sein. Man darf sich hier einmal auf sein Bauchgefühl verlassen. Natürlich versucht jeder Makler sein Objekt an den Mann/Frau zu bringen, die Entscheidung für oder gegen ein Objekt hast du.

Der Vorteil eines Maklers ist: Er kann/sollte als Puffer zwischen Verkäufer/Käufer fungieren können. Ich habe es oft erlebt, das Einheimische ein Grundstück zu absolut unrealistischen Preisen verkaufen wollen. Ein guter Makler wird dem Verkäufer nahebringen, das er sein Objekt (und nur dann wir der es überhaupt annehmen) zu einem realen Preis verkauft.

Darüberhinaus können Verkäufer heikel sein. Ein Makler weiß zwischen den Interessen eines Verkäufers und dem Käufer zu vermitteln. 

Der Verkäufer
Mußt du direkt mit dem Verkäufer verhandeln, sei vorsichtig! Warum will er verkaufen? Gibt es Verhandlungsspielraum? Schein der Verkäufer seriös oder stellt er unannehmbare Bedingungen?
(Eine meines erachtens unannehmbare Bedingung ist z.B.: Der Verkäufer möchte eine Vorauszahlung vor Vertragsabschluss.)

Der Gang zur Municipality
Bevor du einen Rechtsanwalt bemühst (und kosten verursachst) solltest du mit dem Grundstücksplan zu Municipality gehen und einige Dinge klären: Ist das Grundstück überhaupt bebaubar? Gibt es sonstige Auflagen? Ist der Verkäufer als Grundstückseigentümer eingetragen? Wegerechte?

Landvermesser (Topografo)
Es ist keine schlechte Idee, ein bestehendes Grundstück noch einmal neu von einem Landvermesser vermessen zu lassen. Soll ein Teil einer bestehenden Finca verkauft werden, ist der Vermesser unabdingbar und sollte von DIR in Auftrag handeln. So weißt du, das das Grundstück wirklich da ist, wo es sein soll und auch so groß ist, wie angeboten.

Es gibt in CR und anderswo in Amerika 2 Typen von Grundstücken:
Titeled: Wie bei uns im Grundbuch eingetragen.
ROP (right of posession), das ist ein Landnutzungsrecht. Diese Form sollte vermieden werden, da das Grundstück nicht im Landregister eingetragen ist, und nur die Nzútzungsrechte beinhaltet. Solltest du einmal etwas länger nicht vor Ort sein, kann es passieren, das jemand sich auf dem Grundstück niederlässt und es nutzt. Du verlierst dein Nutzungsrecht! 
Land in der 250m Zone an der Küste ist in CR immer ROP, das ist ein Sonderfall. Land das sich innerhalb 250m von der Küste entfernt befindet, kann nicht im Grundbuch eingetragen werden und es sind jährliche Abgaben an die Municipality fällig, die vom Grundwert abhängen. Hier sollte man äußerst vorsichtig sein, da die Nutzung auch von der Municipality gekündigt werden kann!

 

Rechtsanwalt:
Wähle in JEDEM FALL einen Anwalt deiner Wahl (möglichst deutschsprachig) und niemals den Anwalt des Verkäufers! Sprich eine Zeit persönlich mit dem Anwalt und schau, ob du vertrauen zu ihm findest.

Ansonsten…..
Vielleicht hast du schon einmal die Pflanzen mit den auffallend roten Blättern gesehen. Das sind „Grenzflanzen“ und markieren die Grundstücksgrenze. (Das ist tatsächlich ofiziell so!)

Die Grundstücksgrenze sollte immer sauber und frei gehalten werden, so daß sie als solche erkennbar ist. Das ist für unsere Begriffe vielleicht etwas eigentümlich, aber unbedingt zu beachten. (einige Nachbarn versetzen eine Grenze gern mal zu ihren gunsten, das ist dann schwer zu korrigieren… ) Die meisten Costaricaner setzen noch gern zusätzlich Stacheldraht ein, ich mag nicht beurteilen, inwiefern das notwendig ist.

Demnächst mehr…!

Ich werde in Kürze hier mehr veröffentlichen.

Dann geht es weiter mit dem kauf unseres Projektes!

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