Trauma – Persönlichkeitsstörung – Heilung

Als ich etwa 25 Jahre alt war,

das ist jetzt etwa 30 Jahre her, das Internet war noch in seinen Kinderschuhen, bin ich auf eine Webseite gestoßen von einer Frau aus Österreich, sie nannte sich „Aka Alpdream Girl“. Sie hatte nach eigener Aussage eine Borderline Störung und hat auf ihrer Webseite ihre Gedanken geschildert, das was ihr widerfahren ist, ihr Leben und ihre Kindheit verarbeitet. Heute würde man es einen „Blog“ nennen, ich denke, zu der Zeit gab es diesen Begriff noch nicht.
Über die Zeit habe ich mir eingebildet, das ich ihr einmal geschrieben hätte, aber ich denke, ich habe es nie getan, es war nur in meiner Fantasie, aber das was sie geschrieben hat, hat mich zutiefst berührt.
Sie hat ihre Leser und damit auch mich, an ihren tiefsten Gedanken und Verletzungen teilhaben lassen, an ihren Beziehungen die sie durchlebt und durchlitten hat, unbeschönigt mit allen Details, die kaum ein Mensch sich eingestehen würde. Ich habe sie in Gedanken geliebt, für ihre Offenheit, ihren Mut sich zu zeigen. Ich hätte zu der Zeit niemals diesen Mut dazu gehabt.
Dieser Teil meines Blogs, wie man ja jetzt sagt, ist Ihr gewidmet, Ich habe keine Ahnung, wie es ihr geht oder ob sie noch lebt. Die Webseite existiert jedenfalls nicht mehr.

 

Wir sind eins, aus dem selben Ozean, auf diese Welt geworfen, die einen haben mehr Glück mit ihren Leben, die anderen weniger.

 
 

In diesem Blog soll es hauptsächlich um das Thema Entwicklungstrauma / frühkindliches Trauma gehen.

Fast alle psychischen Probleme haben ihren Ursprung in unserer Kindheit. Habe ich mich als Kind in meiner Familie geliebt gefühlt, angenommen und akzeptiert, bin ich mit meinen Bedürfnissen und Emotionen gesehen worden, werde ich auch später mit den Widrigkeiten des Lebens in der Regel gut klarkommen. Die Chance eine resiliente Persönlichkeit zu entwickeln, stehen gut.

Ist meine Kindheit aber von Ablehnung, Ignoranz, oder Gewalt geprägt gewesen, wenn ich mich nicht gesehen gefühlt habe oder Mißbrauch erlebt habe, wird ein Mensch psychische Probleme entwickeln. Fast alle Menschen in unserer Gesellschaft (und in so gut wie allen Gesellschaften auf dieser Welt) sind zumindest neurotisch. Depression gilt als psychische Volkskrankheit Nummer 1 und Persönlichkeitsstörungen werden nach neueren Untersuchungen US amerikanischer Psychologen bei 20% der Bevölkerung diagnostiziert.

In seinem Buch Die narzisstische Gesellschaft beschreibt Hans Jochim Maaz unsere Gesellschaft als tief von narzisstischen Werten durchdrungen. Dies ist sicherlich für die meisten Gesellschaften auf diesem Globus zutreffend, mit nur sehr wenigen Ausnahmen.

Sind wir heute psychisch kranker als frühere Generationen? Ich denke nicht. Menschen sind schon immer traumatisierenden Erfahrungen ausgesetzt gewesen, sei es durch Kriege, Apartheid, Sklaverei, repressiven Regierungen, inhumanen Erziehungsstilen oder Armut. Es hat nur niemanden interessiert.

Menschen sind in gesellschaftlichen Systemen zu psychischen Krüppeln gemacht worden, um eine angeblich neue, bessere Ordnung zu schaffen, oder einem bestimmten Zweck zu dienen. Und sie werden es noch, in diesem Moment, in unserer Zeit.

Aber hier und jetzt habe ich die Möglichkeit mich zu informieren, zu reflektieren, Dinge auszuprobieren und mich zu verändern.

Menschen suchen immer dann nach einer Antwort, wenn sie auch eine Frage haben.

Diese ist oftmals: Warum geht es mir nicht gut, warum leide ich?
Noch vor nicht allzulanger Zeit, war hier der kompetente Ansprechpartner die Kirche. Unsere Generation wendet sich hier zumeist lieber an einen Psychologen und macht eine Therapie.

Die moderne Psychologie hat viele Antworten auf die Frage, warum es uns zuweilen nicht gut geht, warum wir unglücklich sind, gefunden. Die Antwort auf die Frage, wie wir dauerhaft zu zufriedeneren, glücklicheren Menschen werden, bleibt oftmals unbefriedigt, trotz hunderten verschiedener Therapieformen. Die menschliche Psyche ist einfach zu komplex, um mal eben mit 20 Stunden Therapie optimiert zu werden.

Wir „modernen“ Menschen sind zumeist sehr auf unsere Psyche fixiert, die wir gern mit einem Computerprogramm vergleichen, das nur etwas umgeschrieben werden muß. Dabei vergessen wir gern, das wir aus Körper, Geist und Seele bestehen.

Unser Geist ist ein komplexes System, das Erlebnisse und Erfahrungen in bewußten und unbewußten Bereichen abspeichert,

Unser Körper besitzt ein Zellgedächtnis, das Erfahrungen und Emotionen speichert und genetisch vererben kann. Wir besitzen ein Nervensystem, das hunderte mal schneller reagiert, als unser Gehirn das könnte.

Und wir besitzen eine „Seele“, oder wie du es auch immer nennen möchtest, die nach Sinn strebt, Liebe und Verbindung.

Ich bin der Überzeugung, das wir nur dann glücklichere Menschen werden, wenn wir all das, was uns ausmacht, auch beachten und bewußt machen.

Ich bin mittlerweile Vater zweier Kinder und weiß, das vieles was ich gemacht, gesagt und auch gefühlt habe, negative Spuren hinterlassen hat. Und es sind immer die Situationen gewesen, in denen ich unbewusst war.
Aber je älter ich geworden bin, desto mehr ist mir klar geworden, das das was mich als Mensch ausmacht, Bewusstsein ist, auch wenn es weh tut, vielleicht mehr als alles andere.
Das es das ist, was wir als Weisheit bezeichnen, sich die eigenen Fehler einzugestehen, sie anderen gestehen und auch anderen zugestehen.

Der Mensch kann zwar tun, was er will,
aber nicht wollen, was er will.
Arthur Schopenhauer